Bericht über einen Einsatz an der Langenberger Strasse
wo eine grosse Menge Benzin ins Erdreich eingedrungen sein soll.
Die Velberter Zeitung brachte auf der Lokalseite "zwischen Ruhr und Wupper" am 23. September 1966 den nebenstehenden Bericht.
Wegen der schlechten Qualität der Kopie ist dieser Artikel untenstehend noch einmal in Abschrift aufgeführt.
Velberter Zeitung Zwischen Ruhr und Wupper 23. September 1966 __________________________________________________________________
4000 Liter Benzin
versickert
Alarm an der Langenberger
Straße
V
e l b e r t (x) Durch die schnelle Reaktion des Tanlstelleninhabers Leidenberger
an der Langenberger Straße ist gestern abend und in der vergangenen Nacht vermutlich
ein großer Schaden verhütet worden. Er hatte gegen 17 Uhr feststellen müssen,
daß mit dem 10 000 Liter Benzin fassenden Tank unter seiner Tankstelle etwas
nicht in Ordnung war. Der Druck war unbefriedigend und ließ auf einen Fehler
schließen. Da die Gefahr bestand, daß Benzin ausgeflossen war, wurde sofort das
Ordnungsamt, die Feuerwehr und die Polizei benachrichtigt.
So glich der Teil der Langenberger Straße von der Friedrichstraße bis zur Oststraße einer Unfallstelle. Nach der Devise, lieber mehr Sicherheit zum Schutz von Gut und Leben der Men- schen als zu wenig, wurde dieser Teil der Langenberger Straße für den Verkehr gesperrt, und die Bewohner des angren- zenden Wohnhauses gebeten für einige Stunden die Wohnung zu verlassen. Zu aller Erleichterung und Zufriedenheit erwies sich die Gefahr als nicht sehr groß, so daß nach wenigen Stunden der Verkehr wieder in seine normalen Bah nen geleitet werden konnte.
Was war geschehen? Vor einigen Ta- gen war die neue Tankanlage der Firma Esso fertig geworden. Die Tanksäulen schmückten die Anlage und der Platz, unter dem sich derTank befand, war frisch asphaltiert worden. Nun sollte in den nächsten Tagen der TÜV die An- lagen abnehmen, wie das vorgeschrieben ist. Um sich von der Anlage auch selbst noch mal zu überzeugen, prüfte gestern Leidenberger den Druck und stellte fest, daß dieser nicht anhielt. In der Annahme, daß evtl. Benzin aus dem Tank ins Erd- reich eingedrungen sein könnte, benach- richtigte Leidenberger die zuständigen Stellen,die alle in kurzer Zeit zur
Stelle waren. In guter Zusammenarbeit wurde dann der Tank wieder freigelegt. Zuerst hatte Leidenberger mit seinen Leuten das noch im Tank befindliche Benzin in andere Behälter getankt, so daß ein weiteresAustreten ins Erdreich damit unterbunden wurde. Da rund 4500 Liter Benzin gerettet werden konnten, werden rund 4000 Liter verloren gegan- gen sein.
Sofort wurde mit den Erdarbeiten be- gonnen.In Anwesenheit der Feuerwehr, die zur Bewachung immer mit vier Mann einem Tankwagen und einem Geräte- wagen an der Tankstelle bis heute mor- gen weilte, und des Leiters des Ord- nungsamtes wurde gegen 2:30 Uhr in der Nacht der Tank gehoben und sofort ab- transportiert. Dabei hat die Feuerwehr das Erdreich ständig abgespritzt, um jede Explosionsgefahr zu vermeiden.
Wie uns ein Vertreter der Firma Esso heute morgen mitteilte sind derartige Vorfälle sehr selten. Im Bereich des Be- zirks zwischen Hamm bis Koblenz sei in 16 Jahren so ein Unfall nicht vorgekom- men. Bleibt festzustellen, daß hier durch eine ausgezeichnete Zusammenar- beit ein Schaden schnell behoben und größere Folgen vermieden wurden.
Bericht:
Ein am Einsatz beteiligter Brandmeister erinnert sich, dass
nicht nur durch den Tankstellenbesitzer Leidenberger der Notruf über
ausgelaufenes Benzin in der Wache einlief, sondern dass auch vom Bäcker Sonnenschein
(später Bonow), dessen Grundstück etwas tiefer an der Friedrichstrasse gelegen
ist, die Meldung über Benzingeruch im Keller seines Hauses kam. Bei Ankunft am Einsatzort war der Besitzer Leidenberger dabei den Rest aus dem defekten Tank in einen
anderen Tank umzufüllen.
Nachdem dies beendet war, sollte der Tank geborgen
werden. Die Flüssigkeit war nun raus, aber das Fass war natürlich noch voll
gefährlicher Benzindämpfe. Er musste also noch entlüftet werden. Von den
Experten wurden mehrere Möglichkeiten diskutiert, u.a. auch Stickstoff, aber
wie viel Stickstoff hätte man da rein pumpen sollen, Also entschied man sich
letztendlich für die preiswerteste Lösung.
Der Tank wurde mit Wasser gefüllt. Das war kein Problem, aber danach musste das verseuchte
Wasser ja auch wieder raus, und auch der Sumpf, der sich immer unten in einem
Tank bildet. Die Mineralölwirtschaft, die solche Tankwagen hat, wollte das
nicht machen, und so musste man sich etwas einfallen lassen. Ein Fass, das
später dann der Leiter des Ordnungsamts Kußin gekauft hat, wurde organisiert. Gleichzeitig
hatte man einen Anhänger, auf dem das Fass befestigt wurde, von einem Bauer
geliehen. Das Tanklöschfahrzeug, das eine Anhängerkupplung besaß, mußte als Zugmaschine dienen. Mit diesem Gespann, Tankloschfahrzeug mit Bauernanhänger, wurde
dann der kontaminierte Inhalt zur Kippe im Hefel gefahren. Hier wurde das Fass entleert
und anschliessend das Ausgelaufene angesteckt und verbrannt. Mit Tankwagen und Fass
wieder zurück und neue Fuhren geholt. Bis das der Tank leer war, musste fast 10
Mal hin und her gefahren werden. Jedes Mal das Fass wieder auf der Kippe leeren und den
Inhalt dann verbrennen. Diese Art der Entsorgung wäre heute unvorstellbar, und
auch die Befestigung des Fasses auf dem Anhänger hätte ganz gewiss keiner
TÜV-Prüfung standgehalten. Es war purer Leichtsinn und alle Beteiligten können froh
sein, dass nichts passiert ist.
Nach vollkommener Entleerung
konnte man mit dem Freilegen und Bergen des defekten Tanks beginnen. Die
anschließende Untersuchung zum Auffinden der Leckage durch Experten brachte
dann ein überraschendes Ergebnis zu Tage. Nicht wie zuerst vermutet im unteren
Teil des Tanks fand man schließlich das Leck, sondern schon fast in der oberen
Hälfte verbarg sich das Übel. Durch elektrische Stromstösse, immer an dieselbe
Stelle, waren die Isolierung und dahinter der Tank porös geworden,
wahrscheinlich geschehen durch ein in der Nähe verlegtes elektrisches Versorgungskabel,
das aber dann auch nicht hundertprozentig in Ordnung gewesen sein kann.
Das Fass hat dann anschließend jahrelang bis Anfang der 70er
Jahre auf dem Hof der Feuerwache an der Nordstrasse neben dem Ausgang zum Hof
gestanden. Zunächst sollte es auf das Fahrgestell der ausgemusterten Drehleiter
aufgebaut werden, dessen Leiter durch eigene hauptamtliche Kräfte abgebaut worden
war, (siehe hierzu auch den Bericht über
die Drehleiter DL 20 +2). Für dessen Fahrgestell war das Fass jedoch zu schwer
und so kam es erst 1973 auf das Fahrgestell eines Magirus. Dieses hatte der damalige
Wehrführer Heinz Hellmann von einer Heiligenhauser Firma für 20.000 DM gekauft.
Kleine Anmerkung noch: Für die Montage auf dem Fahrgestell
der Drehleiter war das Fass zu schwer, aber für den Bauernanhänger hat das
ausgereicht!