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August   2016
Velberter  Zeitung  vom  13/14. August 1938

Großbrand  im  Industriehof
Aus 12  Schlauchleitungen wurde der Brand durch die Velberter Wehr bekämpft
Weitere Ausbreitung des Feuers auf benachbarte Gebäude konnte verhindert werden
 
In den frühen Abendstunden zog og sich gestern über Velbert ein schweres Gewitter zusammen. Dunkle Wolken ballten sich am Horizont. Schwefelgelbe Streifen zogen vor den Wolken hin und versteuten ein fahles Licht über Häuser und Gärten. Nachdem der vorangegangene Sturm sich gelegt hatte, setzten Donner und Blitz ein. Regen prasselte gegen  die  Scheiben,  bildete in den Straßen in kurzer Zeit  Sturzbäche.   Die Stadt chien ausgestorben  zu sein.  Kein Mensch lief über die Straßen, denn in dichten Strähnen jagten die Schauer über den Asphalt. Hier und dort blickten die Hausbewohner aus ihren Fenstern, sorgsam auf die Blitze achtend.
   Kurz nach 21.15 Uhr heulte in die abendliche Stille,  die nur durch das monotone Rauschen des Regens unterbrochen wurde,  die Feuersirene. Suchend  glitt  das Auge  über  den  Horizont. Mitten über der Stadt stand ein Feuerschein.  Mit hochgeschlagenem Mantelkragen und mit dem Regenschirm bewaffnet, geht es los,.  Immer dem Feuerschein nach.  Der Brandherd war leicht zu finden.

   Es brannte im I n d u s t r i e h o f,  in jener Häuserverschachtelung zwischen Kirch- und Bahnhofstraße, die eine Anzahl von Betrieben und Lagerräumen, dazwischen auch Wohnungen, um fasst.  Die erste Vermutung, dass es sich um eine Zündung durch Blitzschlag handeln könnte, wurde bald widerlegt. Es brannte nämlich nicht im Dachgeschoß, sondern im ersten Stock eines zweistöckigen Hauses  unmittelbar  hinter dem  Elektrogeschäft  von Glittenberg u. Weber gelegen.

   Als Brandursache wird Kurzschluß angenommen. Der rote Backsteinbau gehörte ursprünglich zum Gebäudekomplex  der  Eisengießerei  und  Schloßfabrik AG.  Nach Einstellung des Betriebes wurden die Gebäude einzeln verkauft.  Besitzer des gestern abgebrannten  Gebäudes  ist der  Kaufmann  Aaron. Im Dachgeschoß des Gebäudes befand sich ein Lager von eisernen Betten, gebrauchten landwirtschaftlichen Geräten und anderen Dingen, die von dem  früheren  Freizeitheim  her  stammten.   Im ersten Stock waren zwei Wohnungen. Eine der Wohnungen  von  Ewald  Fischer war  gleichzeitig mit der Werkstätte, einer Vulkanisieranstalt, verbunden.  Im Erdgeschoß befand sich die Gießerei von  Finkentey, die kleinere  Beschläge herstellte. Im Kellergeschoß schließlich war noch eine Steinmühle für die Herstellung von Ziegelstaub untergebracht
  Als die Feuerwehr am Brandherd erschien, hatten die Flammen in der kurzen Zeit zwischen Entdeckung des Brandes und der Alarmierung vom Ersten Stock schon auf den zweiten Stock übergegriffen.  Hier und da schlugen die Flammen an einzelnen Stellen sogar schon durch das Dach. Das Feuer fand vor allem an den Gummivorräten im ersten Stock reiche Nahrung. Hier schien auch der Hauptbrandherd zu sitzen. Wehrführer Pletsch hatte die  Lage sofort  erkannt und  verteilte die Züge der Velberter Wehr an alle gefährlichen Punkte. An der Löschung des Brandes waren sämtliche vier Züge der Velberter Wehr beteiligt. Das Feuer fraß sich an den großen Lagervorräten schnell weiter.

Durch den starken Funkenflug schienen die un-mittelbar benachbarten Betriebe und Läger schwer bedroht
   Auf der Seite nach der Kirchstraße hin war es die Schloßfabrik Felco,  die unmittelbar an das Gebäude anschloß.  Auf der Seite nach der Bahn-hofstraße hin, war eein zweites großes Lager und Wekstättenhaus bedroht, in dem sich das Möbel-lager  von Karrenberg, die Buchbinderwekstätte von Löhr, die Kartonagenfabrik von Hunsche u, Co. Und die Werkstätte von Glittenberg u. Weber befanden.  Es leuchtet wohl jedem ein, dass im Falle eines Übergreifens des Feuers auf dieses Gebäude mit seinen Riesenmengen leichtbrennbaren Stoffes, der Brand eine Ausdehnung hätte erfahren können, der vielleicht auch noch weitere Häuser in der Nachbarschaft gefährdet hätte.

Die Wehr griff von allen Seiten an.
Im dichten Qualm standen und lagen die Wehrmänner und gossen Unmengen von Wasser in das brennende Gebäude. Schätzungsweise sind etwa 250 cbm Wasser aus insgesamt 12 Strahlrohren abgegeben worden. Personen waren in dem Haus nicht gefährdet.  Die Wehrmänner konnten aber eine  Reihe  von Tauben noch vor dem Flammentod im Dachgeschoß bergen. Ebenso wurde aus dem Feuermeer  ein Lastkraftwagen herausgeschafft, der unmittelbar hinter dem brennenden Bau stand. Die Wehrmänner gingen wegen der starken Qualmentwicklung zum Teil mit Gasmasken vor. Ein Wehrmann brach durch die Decke durch, kam aber glücklicherweise ohne Verletzungen davon. Ein zweiter trug eine Rauchgasvergiftung davon. Gegen 11:30 Uhr war die Hauptgefahr eines Übergreifens auf die anderen Gebäude beseitigt.
Das Feuer auf seinem Höhepunkt. Die Aufnahme wurde etwa um 22 Uhr gemacht.
Noch ist das Nachbargebäude bedroht

Die Wehr arbeitete mit ihren drei Motorspritzen bis gegen 2 Uhr, um die Brandnester alle zu ersticken. Eine Brandwache blieb bis in die Morgenstunden zurück.

   Bei den Löscharbeiten und Hilfsarbeiten zeichneten sich auch eine ganze Reihe von SA und SS Männern  aus,  die tatkräftig  mit  anfassten  und für  die  Wehr  eine  wertvolle  Hilfe  darstellten. Die Polizei war ebenfalls sofort zur Stelle und sperrte im weiten Umkreis alles ab, damit die Löscharbeiten ohne Störung vor sich gehen konnten.

    Major  Willing,  Abschnittskommandeur  von der Schutzpolizei aus Wuppertal war kurz nach dem Brandausbruch erschienen und verweilte bis gegen 12 Uhr nachts auf der Brandstelle.
  Bei Tageslicht bietet heute die Brandstelle einen traurigen Anblick. Das Gebäude ist fast restlos ausgebrannt. Nur vereinzelt liegen noch verkohlte Balken umher.  Die Eisenträger, die längs des Hauses laufen, wurden stark verbogen. Ein Beweis für die ungeheure Glut, die im Innern des
Hauses  durch  den Brand hervorgerufen wurde. Im ersten Stock ist zum Teil der Fußboden, wenn auch verkohlt, erhalten geblieben. In einer Ecke stehen zwei verkohlte Betten, in einer anderen die total verbogene Badewanne. Im Erdgeschoß stehen die Gußstücke verrostet in den Körben, die Maschinen sind stillgelegt. Vorläufig kann hier nicht mehr gearbeitet werden.  Im Keller steht das Wasser fußhoch.  Wie hoch der Brandschaden sich beläuft, lässt sich im Augenblick noch nicht genau festlegen. Die Benutzer der Räume waren nur zum Teil versichert.

   Die Velberter Wehr hat mit der erfolgreichen Bekämpfung dieses Brandes wieder einmal bewiesen, daß sie jeder Situation gewachsen ist. Nur ihrem wirksamen Eingreifen war es zu verdanken, daß der Brand nicht den ganzen Industriehof in Schutt und Asche legte.

Aus einer gewissen „Feuerpsychose“ heraus gab ein Mann heute Mittag  um 12 Uhr am Feuermelder in der Milchstraße blinden Alarm.
Anmerkung des Administrators:

Es mag auch im Dritten Reich vielleicht Zufall gewesen sein, aber auffallend ist jedoch, dass der Besitzer des abgebrannten Gebäudes ausgerechnet der Kaufmann Aaron war.
Die tatkräftige Unterstüzung durch SA und SS Männer musste sicher erwähnt werden.
Original -Zeitung vom 13/14. August 1938
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